“We need to make our democracies more inclusive. This requires bold and innovative reforms, such as selecting parliaments by lot instead of election, in the way many jury systems work. This would prevent the formation of self-serving and self-perpetuating political classes.”
Kofi Annan (1938-2018)
Die heutige Demokratie weist große Mängel auf: kurzfristiges Denken, permanenter Wahlkampf, administratives Erlahmen. Diesen Problemen kann unserer Meinung nach mit Hilfe der deliberativen Demokratie entgegengewirkt werden. Hierbei bringen wir Bürger·innen zusammen, damit sie sich ein informiertes Bild einer Problematik machen, diese gemeinsam besprechen und Beschlussvorschläge ausarbeiten. Ihre Vorschläge sind oftmals stärker, günstiger und schneller, als vieles, was heute möglich ist.
Diese Methode verstärkt die repräsentative Qualität unserer Demokratie. Die heutigen gewählten Volksvertreter·innen sind kein wirkliches Spiegelbild der Bevölkerung. Und bei herkömmlichen Konsultationsmomenten sieht man stets die gleichen Bürger·innen teilnehmen. Menschen mit geringerem Bildungsniveau, Randgruppen und vor allem Jüngere nehmen viel weniger teil. Wenn man Bürger·innen sorgfältig per Zufall auswählt, bekommt man eine viel passendere Wiederspiegelung der Bevölkerung. Allein, was das Geschlecht betrifft, kommt hier erstmals Gleichheit zustande.
Zudem steigt die Qualität der demokratischen Überlegungen. Die Politik gleicht oft einem Streit zwischen zwei Lagern, von denen am Ende eins gewinnt. Die "gewinnende" Gruppe führt dann Politik "gegen" die verlierende Gruppe. Das führt zu unnötiger Polarisierung. Einfache Bürger·innen müssen nicht wiedergewählt werden und habe keine öffentlichen Versprechungen gemacht. Dadurch sind sie viel offener für die Informationen aus verschiedener Richtungen rund um ein Thema. So können sie als Gruppe nach Lösungen mit größtmöglicher Unterstützung suchen. Ihre Vorschläge genießen dementsprechend große Legitimität.
Dass deliberative Demokratie funktioniert, wissen wir bereits seit zwanzig Jahren. Nun kommt es darauf an, die Handlungsweisen zu verändern. Wenn solche Prozesse permanent in unserem politischen System verankert werden, bekommt man eine bessere Beschlussfassung und eine stärkere Demokratie.
Der kleinste belgische Teilstaat wird ein wahres Laboratorium für neue Demokratie in Europa. Ab 2019 wird es der erste Ort der Welt mit einem System sein, bei dem eine permanente Vertretung per Zufall ausgewählter Bürger·innen neben dem bestehenden Parlament existiert. Der G1000 hat das Modell zusammen mit lokalen und internationalen Experten durchdacht und wird den Prozess in den kommenden Jahren begleiten.
Dieses "Ostbelgien-Modell" ist zu gut, um es nur für uns zu behalten. Jährlich möchten wir davon inspirierte Bürgermeister, Parlamentsmitglieder und Wissenschaftler zusammenbringen, um vom Deutschsprachigen Experiment zu lernen. Wir bringen auch Vorbilder aus anderen europäischen Städten in Europa und darüber hinaus zusammen, die bereits mit deliberativen Prozessen Erfahrungen gemacht haben. So lernen wir von einander und bauen ein internationales Netzwerk von Entscheidungsträgern auf, die etwas verändern möchten.
Der G1000 sucht das Gespräch mit Regierungen und darüber hinaus, um sie darüber zu informieren und inspirieren. Unser Knowhow über neue demokratische Modelle teilen wir gerne mit anderen. Als internationaler Akteur demokratischer Innovation wissen wir, dass die deliberative Demokratie kein Angriff auf das existierende System ist, sondern eine Vervollständigung. We help leaders to lead.
Städten und Gemeinden, die bereit sind, um den großen Sprung zu wagen, stehen wir mit Rat und Tat zur Seite. Der G1000 ist dabei nicht auf finanzielle Aufträge hinaus. Wir bringen kurze mit Fakten dokumentierte Methode-Berichte heraus, die auf die Gegebenheiten ihrer Gemeinde zugeschnitten werden.
Durch unsere internationalen Kontakte sind wir über die neuesten Entwicklungen bestens informiert. Führt Madrid einen permanenten Bürgerrat ein? Zieht Irland eine Bürgerversammlung zur Reform der Verfassung in Erwägung? Wählt Australien Bürger·innen per Zufall aus, um eine Lösung für die Lagerung von Atommüll zu finden? Ab Frühjahr 2019 bringen wir kurze mit Fakten dokumentierte Methode-Berichte heraus. Nützlich für Politiker, Journalisten und Aktivisten.
Wir setzen uns überall ein, wo eine Gelegenheit besteht, die Demokratie zu verbessern. Der G1000 spricht daher nicht allein mit öffentliche Instanzen, sondern richtet sich auch via Medien-Auftrittne, Meinungsäußerungen und Konferenzen an die breite Öffentlichkeit.
Koordinator: Ben Eersels
Geschäftsführer: David Van Reybrouck
Ben Eersels
ben.eersels@g1000.org
www.g1000.org
Der G1000 ist eine unabhängige VoG. Finanzielle Unterstützung durch Bürger.innen hilft, unsere Unabhängigkeit zu bewahren.
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